loslassen können… Vertrautes freigeben und loslassen… Nicht wissen, ob es wieder so wird, ob es schöner oder schlechter wird… Dies alles in den Zeiten, in denen wir aktuell leben… Das alles ist schwer, denn es ist ein Schritt ins Ungewisse. Vertrautes schafft Erwartungssicherheit, es beruhigt, es tut gut, wenn das Vertraute sich gut anfühlt…
Über dieses Thema in den heutigen Zeiten zu schreiben fiel mir anfangs etwas schwer, denn es ist so viel im Wandel, es ändert sich so viel in einem so schnellen Tempo, dass wir Menschen das Gefühl haben, nicht mehr mitzukommen, dass uns etwas aus den Händen gleitet.
Die sterbenden Blätter im Herbst erinnern uns letztendlich jedes Jahr aufs Neue an den Kreislauf des Lebens. Und damit können die Blätter der Bäume uns auch Hoffnung geben, denn nach jedem Herbst mit den fallenden Blättern kommt das Frühjahr und wir können uns an dem frischen, jungen Grün der ersten grünen Triebe an den Bäumen und allen Pflanzen erfreuen. Dies hat auch etwas Vorfreude im Gepäck.
Wir wissen, dass im Herbst die Natur ihr Leben ein Stück weit verliert, die Pflanzen und Bäume verlieren ihre Blätter, sie begeben sich auf den Weg in ihre Winterruhe. Doch bevor sie abfallen schenkt uns die Natur ein Fest der Farben und der Bewegungen, es wird bunt, Blätter wirbeln mit dem Wind durch die Luft, Kinder und Tiere, insbesondere Hunde lieben es, durch Laubhaufen zu toben und mit den Blättern zu spielen. Das Loslassen der Bäume von ihren Blättern schenkt all jenen Freude, die sich auf das Spiel und das Fallen der Blätter einlassen können. Insofern stimmt der Satz, dass Loslassen wundervoll sein kann.
Im Rahmen einer Fortbildung für Eltern mit kleinen Kindern habe ich selbst vor vielen Jahren zwei schöne Sätze hören dürfen, die mich und meine Kinder, meine Familie seitdem begleiten.
“Lass mich los, damit ich zu Dir kommen kann!”
“Gib kleinen Kindern Wurzeln und gib großen Kindern Flügel!”
Etwas zwanghaft halten, ja festhalten zu wollen, nur um es nicht zu verlieren, fühlt sich für alle Beteiligten nicht so schön an, als wenn sich der Andere freiwillig zu einem auf den Weg macht und die Nähe sucht. Dafür muss ich mein Kind/ meinen Hund aber erst befähigen, ihm Wurzeln geben, ihn in die Lage versetzen, den Weg zu mir zurückfinden zu können, ja sogar mehr, den Weg zu mir zurückfinden zu wollen.
Was für Kinder gilt, kann ohne Probleme auf die Hunde, die uns begleiten und in unseren Familien hoffentlich als wirkliche Familienmitglieder leben dürfen, übertragen werden. Nur wenn wir den Hunden von klein auf Wurzeln geben, ihnen die wichtigen Grundlagen für ein Leben in unserer Familie und Gesellschaft vermitteln, werden sie sich darin zurechtfinden und wohlfühlen können. Wir brauchen die freundliche, verbindliche und anleitende Kommunikation, die uns in die Lage versetzt, eine gemeinsame Sprache zu erlernen und sich damit auch zu verstehen. Es ist der normale Lauf der Dinge, dass Kinder und junge Hunde die Welt erkunden und ihren Platz in der Welt finden wollen. Darin sollten wir sie anleitend und wohlwollend begleiten und mit gutem Vorbild vorangehen. Dazu gehört auch, dass wir sie loslassen, sie frei lassen, wenn sie soweit sind, wenn ihnen mit unserer Hilfe Flügel gewachsen sind, sie also Bewältigungsstrategien erlernen und erproben konnten. Loslassen ist die Chance, das Erlernte ausprobieren und anwenden zu dürfen. Mit Stolz und mit Zufriedenheit kehren sie dann zurück, um die Erfolgsgeschichten des eigenen Glücks und der gesammelten Erfahrungen mit uns zu teilen. Darauf sollten wir vertrauen und warten.
Loslassen findet aber auch am Ende eines gemeinsamen Weges statt, dann aber ist ein Loslassen für immer. Besinnt man sich in dieser schweren Zeit aber auf all die schönen Momente und die vielen gemeinsamen Wege und Jahreszeiten, die man zusammen erleben durfte und geschieht dies endgültige Loslassen dann auch noch in einer friedlichen Atmosphäre, dann kann es trotz all dem Schmerz auch tröstlich sein. Man kann keinen Hund ersetzen, jeder Hund ist einzigartig… Auch ich musste im Februar diesen Jahres meinen Stripy im Alter von 10 Jahren gehen lassen, ihn loslassen… Er ging sehr friedlich und ist selbst bestimmt eingeschlafen… Er hatte den Herbst und Winter seines Lebens leider erreicht… Aber jetzt erlebe ich wieder einen Frühling, mit meiner jungen Hündin Yuna. Es macht das Loslassen und den Verlust all meiner anderen Hunde nicht vergessen, aber es gibt mir Zuversicht und ich fühle den Kreislauf des Lebens.