„Ich denke manchmal, ich bin nicht genug.“

Warum denken wir Menschen, dass wir nicht genug sind? Nicht gut genug in der Schule, nicht gut genug im Job, nicht gut genug in der Hundeerziehung und vieles mehr. Wer setzt die Maßstäbe für eine solche Bewertung und Einschätzung? Und was maßen sich andere an, zu beurteilen, dass es bei dem einen oder anderen nicht genug ist?

Mit wem will man sich vergleichen? Sind wir alle, Mensch und Tier, doch alles Individuen, also einzigartig! Keiner ist vergleichbar mit einem anderen Lebewesen. Wir alle sind ein Produkt aus unserer Genetik und unseren Erfahrungen. Die Genetik bestimmt nebenbei gesagt nur bis zu ca. 40 % unseres Wesens, den wesentlich größeren Teil unseres Wesens bestimmen unsere Erfahrungen.

Wir alle befinden uns auf dem gleichen Planeten, unserer Erde. Aber wir alle nehmen diese gleiche Umwelt individuell und anders wahr. Dies liegt einerseits an unseren Sinnen, also Augen, Ohren, Nase, Haut, Geschmack und wie diese ausgeprägt sind. Anderseits liegt es an der Umwelt, in der wir leben und an die wir uns als Individuen möglichst optimal anpassen müssen, damit es uns gut geht.

Es gibt dazu ein sehr gutes passendes Zitat von Albert Einstein:

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben lang glauben, dass er dumm ist!“

Es macht also keinen Sinn, sich zu vergleichen, weil jeder in einer anderen Umwelt lebt, jeder andere Lebensumstände zu bewältigen hat und dies alles mit den Fähigkeiten, die ihm zur Verfügung gestellt wurden, durch seine Genetik und seine Erfahrungen. Vielmehr sollten wir erblühen und versuchen, das Beste aus unserem Leben und unseren Möglichkeiten zu machenWas hat das wieder mit dem Thema Hundetraining zu tun?

Auch „Hunde sind ein Produkt aus ihrer Genetik und ihren Erfahrungen – und beides haben sie sich nicht ausgesucht“ – ein Zitat meiner sehr geschätzten Ausbilderin Dr. Ute Blaschke-Berthold.

An der Genetik können weder Mensch noch Tier etwas ändern, sie ist uns gegeben und wir müssen das Beste daraus machen. Aber die Erfahrungen, die können wir beeinflussen. Leider können wir Menschen-mit-Hunden die Erfahrungen unserer Hunde mehr beeinflussen, als die Hunde selbst. Das sollte uns im Alltag immer wieder zu denken geben. Erfahrungen prägen ein Individuum, meist mehr als die Genetik!

Also sollte es in unserem Denken nicht darum gehen, unseren Hund oder uns andauernd mit anderen zu vergleichen, sondern dafür zu sorgen, dass jeder, Mensch und Hund, auf seine Art, mit seinen Möglichkeiten erblühen kann!

Ein Kirschbaum vergleicht sich nicht…er blüht einfach!“

Was ist für ein Erblühen notwendig? Um zu blühen, braucht es positive Energie. Positive Energie in Form von guten Rahmenbedingungen für das Wachsen, sich entwickeln und das Sammeln von Erfahrungen. Bezogen auf das Hundetraining bedeutet dies, sich auf sich zu konzentrieren, nichts darauf zu geben, was andere, womöglich fremde Leute dazu sagen. Der eigenen Intuition, dem eigenen Bauchgefühl zu folgen und sich nicht durch andere davon abbringen zu lassen. Nur so bleiben wir authentisch für unsere Umwelt und vor allen Dingen für unsere Hunde. Ein Kirschbaum blüht anders als ein Apfelbaum oder ein Birnenbaum. Es gibt nicht die Blüte oder den Weg!

Jeder Hund ist anders, jeder Mensch ist anders und jeder sollte das Recht haben, auf seine Weise blühen zu dürfen.

Haben wir manchmal aus eigenem Gefühl heraus die Meinung, dass „ich nicht genug bin!“, so sollte uns dies der Ansporn sein, dazu zu lernen, eben Erfahrungen zu machen, die uns ein gutes Gefühl vermitteln. Gleiches gilt für unsere Hunde. In meinem letzten Kalenderblatt habe ich geschrieben, dass wir Menschen das Tor für unsere Hunde sind, gute Lernerfahrungen machen zu dürfen. Wenn es unseren Hunden „nicht genug ist“ und sie weiter lernen wollen, so sind wir Menschen für gute Lerngelegenheiten zuständig. Diese Lerngelegenheiten sollten zu guten Erfahrungen werden und so die Talente des Hundes erblühen lassen.

Der Frühling beginnt, die Vegetation erblüht und lässt uns damit auf eine schöne Zeit hoffen. Es ist nicht wichtig, wie eine Blüte aussieht, sondern dass sie blühen darf. Unterstützen wir uns selbst und unsere Hunde, dass auch wir reiche und wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen und mit ihnen unsere Talente ausbauen können.