„Diese Kerze ist winzig, aber sie vertreibt die Dunkelheit“

Als ich dieses Kalenderblatt gelesen habe, gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Es gibt auch den Spruch:

„Jede große Reise, auch der weite Weg von 1.000 Meilen, beginnt mit dem ersten Schritt. Laotse (6. Jhd.)

Es erinnert mich an die grundlegende Idee, warum ich eine Hundeschule anbieten wollte, die eine andere sein sollte, als die, die ich bis dahin kennengelernt hatte, eben eine alternative Hundeschule.

Ich wollte ein Licht anzünden, damit die Menschen lernen und sehen können, was die Hunde ihren Menschen über die Körpersprache mitteilen wollen. Grundgedanke war, dass eine echte Kommunikation zwischen Hund und Mensch entstehen kann, ohne dass der Mensch immer nur Befehle und Kommandos gibt, denn das ist eine einseitige Kommunikation zu Gunsten des Menschen und leider sehr häufig zu Lasten des Hundes. Die Menschen und Hunde sollten üben können ohne den Druck zu verspüren, dass der Hund, aber auch der Mensch nur funktionieren muss und Lernziele in einer bestimmten Zeit erreicht werden müssen. Um all das zu erreichen ist Licht notwendig, denn nur so können wir sehen, was unsere Hunde uns mitteilen wollen.

Dunkelheit bedeutet, dass man nicht mehr alles sehen kann, dass vielleicht auch unangenehme Emotionen dadurch entstehen wie z.B. Angst. Es entsteht auch eine Orientierungslosigkeit. Dunkelheit und Orientierungslosigkeit kann sich auch beim Umgang mit Hunden und im Hundetraining entwickeln. So war es auch bei mir als Hundehalter, bevor ich Hundetrainer wurde.

Mein Dayo, ein stattlicher Ridgebackrüde, entwickelte im Laufe seiner Reifungsphase mehr und mehr Probleme in seinem Verhalten, die ich mit der ein oder anderen Handlungsweise aufgrund von Literatur, Trainern und Tipps beheben wollte. Viele Tipps führten mich jedoch leider immer weiter in die Dunkelheit, ich verlor zusehends die Orientierung, was denn jetzt richtig oder falsch ist, was ist zielführend oder was macht alles nur noch schlimmer? Ich konnte meinen Hund in seiner Körpersprache nicht lesen. Als ich dann im Rahmen meiner Ausbildung das Licht einer für mich neuen Umgangsform und Art des Trainings kennenlernen durfte, wusste ich, dass das die Kerze war, die ich gesucht hatte. Fortan konnten mein Hund und ich immer mehr Fortschritte feiern, wir fingen an, miteinander zu kommunizieren. Ich konnte ihm erwünschtes Verhalten kleinschrittig beibringen. Er wiederum konnte und durfte mir sagen, wann es für ihn zu viel war, worauf ich dann eingehen und das Training anpassen konnte.

Geduld war gefragt, denn eine kleine Kerze, ein kleines Licht muss die Zeit haben dürfen, zu einem großen Licht, einem großen Feuer wachsen zu dürfen. So ist es auch mit dem Hundetraining oder besser gesagt dem Training der Menschen mit Hunden.

Erst müssen wir Menschen die Kerze in uns anzünden und sie geduldig wachsen lassen zu einer großen Flamme. Und natürlich wird diese kleine neue Kerze manchmal neugierig, manchmal misstrauisch und manchmal auch abfällig betrachtet und hinterfragt werden von unserer Umwelt, weil sie neu ist und anders scheint. Aber zu der einen Kerze werden weitere Kerzen kommen, die sich gegenseitig entzünden und das Licht wird immer größer werden.

Dieses Licht wird zeigen, dass wir mit unseren Hunden nett umgehen können ohne Gedanken über Dominanz, Chef sein, Rangordnung und vieles mehr. Unsere Hunde werden immer mehr mit uns reden, wenn wir ihre Körpersprache lesen können. Wir können den Umgang optimal auf die Fähigkeiten unserer Hunde anpassen, genauso wie es meine Aufgabe als Trainer ist, das Training möglichst individuell auf den jeweiligen Hund und seinem Menschen auszurichten.

Du brauchst Licht, um das Ziel zu sehen, was Du ansteuern willst und Du solltest klar formulieren können, wie das Verhalten aussehen soll. Nur so erhält der Lernende die Information, was das erwünschte Verhalten ist und wie es in der Bewegungsabfolge aussehen soll. Daraus ergibt sich kleinschrittiges Training.