„was ist wichtiger – der Weg oder das Ziel ? – die Gefährten!“

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„Es soll nicht genügen, dass man Schritte tue, die einst zum Ziele führen, sondern jeder Schritt soll Ziel sein und als Schritt gelten.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

 „Große Ziele bestehen meist aus vielen kleinen Zielen, die leichter zu bewältigen sind als ein großes Ziel.“, Benjamin Stramke 1984

Ein Gefährte wiederum ist jemand, mit dem man durch Zuneigung und Schicksal miteinander verbunden ist, ein treuer Freund. Wortbedeutung.info

Und damit sind wir wieder mittendrin im Bereich des Hundetrainings und dem Umgang mit unseren vierbeinigen Gefährten. Leider hören wir im Alltag häufig solche Aussagen, dass man „das Ziel verfehlt hat“, dass wir „an Zielen festhalten müssen“, dass wir bei Zielverfehlung mit einer schlechteren Benotung und Beurteilung rechnen müssen und vieles mehr. Dies baut bei allen Betroffenen sehr viel Druck auf, erst recht, wenn vorher der Weg nicht ausreichend erlernt werden durfte, um zum festgelegten Ziel zu kommen. Diese Ziele werden meist auch von anderen formuliert, die selbst gar nicht unter dem Druck stehen, das Ziel selbst erreichen zu müssen.

Was hat das mit (Hunde-) Training zu tun? Wir Menschen formulieren sehr gerne Ziele für unsere Hunde. Der Hund soll „Sitz“, „Fuß“ usw. können. Unsere Erwartungshaltung geht manchmal so weit, dass wir z.B. nur das Wort „Sitz“ sagen, vielleicht noch den Zeigefinger heben und dann erwarten, dass dem Hund dieses Verhalten bei Geburt gleich mitgeliefert wurde und er es instinktiv kann und versteht. Dies ist aber ein Irrtum und verursacht bei so manchem Hund Unverständnis, Irrtümer und auch Frust.

Als Gefährte von uns Menschen, mit denen der Hund schicksalhaft und hoffentlich in Zuneigung zueinander verbunden ist, sind wir Menschen für unseren Hund das Tor zu guten Lerngelegenheiten in seinem Leben. Wir Menschen haben es in der Hand, ob der Hund mit Freude und vielen kleinen Erfolgserlebnissen lernen darf, oder ob er mehr und mehr mit Unsicherheit oder gar Angst durchs Leben geht, weil er von unseren (missverständlichen) Zielformulierungen und zu großen Lernschritten überfordert und verunsichert ist.

Wie sagt der kleine Drache im Kalenderspruch so schön – es sind die Gefährten, die wichtig sind. Damit ist das gemeinsame, in Zuneigung zueinander verbundene Lernen gemeint. Als anleitende Mentoren sollten wir uns vor dem Training mit unserem Hund Gedanken machen, welches Zielverhalten wir beim Hund sehen wollen. Dann aber beginnt die eigentliche Arbeit für uns Menschen, denn der Hund kann unsere Gedanken nicht lesen. Wir Menschen sollten uns überlegen, wie unser Hund zu diesem Ziel gelangen kann. Wir arbeiten also an dem Weg. Ein Zielverhalten besteht aus vielen kleinen Bewegungen, die ein Hund erst verstehen muss. Jeder Weg sollte kleine Belohnungen und Pausen beinhalten. Nur so schafft man auch den größten Berg zu erklimmen, denn durch viele kleine Teilerfolge bleibt die Begeisterung für das Lernen erhalten. Unsere Hunde strengen sich an, sie wollen uns Menschen gefallen und sind verunsichert und enttäuscht, wenn das von ihnen gezeigte Verhalten von uns Menschen einfach übergangen und nicht zur Kenntnis genommen wird, nur weil es nicht in unsere Vorstellungen passte. Unsere Hunde können unsere Vorstellungen aber nicht erraten! Wir Menschen haben die Aufgabe, mit den passenden, kleinen Teilschritten auf dem Weg zum Ziel den Hund möglichst viele kleine Erfolge feiern zu lassen und ihn in seinem Tempo anzuleiten, damit der Hund erst gar keine Fehler machen muss. Dazu gehört auch das richtige Trainingssetting, also die Lernumgebung, damit der Hund möglichst nur das von uns Menschen erwünschte Verhalten zeigen kann. Sehr häufig starten wir Menschen das Training in einem Umfeld, in dem der Hund Probleme hat, ein vom Menschen erwünschtes Verhalten zeigen zu können. Wir Menschen wollen eben schnell zum Ziel kommen. Der Hund aber ist durch dieses Lernumfeld vollkommen überfordert und kann eigentlich nur „Fehler“ machen. Fehler fühlen sich weder für den Mensch noch für den Hund gut an.

„…es sind die Gefährten, die wichtig sind!“

Vor kurzem habe ich meinen geliebten Stripy verloren, er ist an Krebs gestorben. Er war ein Gefährte, wie man ihn sich nur wünschen kann. In solch einem Moment bekommt dieser Satz nochmals eine andere Bedeutung, denn dann geht es nicht mehr um Ziele, sondern nur noch um Gefährten, die einen beglücken! Also denkt über den individuellen Weg jedes einzelnen Gefährten nach, plant mit vielen kleinen Teilzielen und somit Erfolgen für den Hund, um gemeinsam zu dem erwünschten Verhalten zu gelangen!